Am 7. Mai 2024 fand die offizielle Eröffnungsfeier des AAS Dataspace for Everybody statt – einer wegweisenden Plattform, die auch kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zu Datenräumen, digitalen Zwillingen und Verwaltungsschalen (engl. Asset Administration Shell, kurz AAS) erleichtern soll. Am Fraunhofer IESE in Kaiserslautern waren über 60 Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammengekommen, um sich über die Mehrwerte und Einsatzmöglichkeiten von digitalen Datenräumen auszutauschen.
In einer Welt, in der Digitalisierung und Datenmanagement zunehmend an Bedeutung gewinnen, rücken auch industrielle Datenräume für Fertigungsunternehmen mehr und mehr in den Fokus. Unternehmensübergreifende Datenräume, wie sie zum Beispiel in der Manufacturing-X-Initiative erforscht werden, können Firmen entscheidend dabei helfen, Skaleneffekte zu erreichen, neue Geschäftsfelder zu erschließen und somit insgesamt effizienter zu wirtschaften. Dieser Thematik haben sich das Fraunhofer IESE und die Industrial Digital Twin Association (IDTA) gemeinsam mit der NetApp Deutschland GmbH, der Plattform Industrie 4.0, der Xitaso GmbH sowie der congatec GmbH angenommen und mit dem AAS Dataspace for Everybody eine Software-as-a-Service-Lösung entwickelt.
Der AAS Dataspace for Everybody bietet Unternehmen eine benutzerfreundliche Plattform zum Teilen von Daten sowie vorkonfigurierte Softwarelösungen auf Basis der Open-Source-Middleware Eclipse BaSyx. Mit diesem Tool können die Unternehmen digitale Zwillinge ihrer Fertigungslinien erstellen, ihren CO2-Fußabdruck berechnen und digitale Produktpässe umsetzen. „Die Softwarecontainer in Kombination mit der genutzten Middleware Eclipse BaSyx sind auf dem Markt bislang absolut einzigartig“, erklärt Dr. Thomas Kuhn, Division Manager Embedded Systems am Fraunhofer IESE, und ergänzt: „Mit dem AAS Dataspace for Everybody haben Unternehmen jeder Größe die Chance, Datenräume wirklich nahtlos in ihre Fertigung zu integrieren und so von einer erheblichen Zeit- und Kostenersparnis bei der Digitalisierung zu profitieren.“
Zu den Highlights der Eröffnungsveranstaltung zählten die verschiedenen Anwendungen und Nutzungsszenarien des AAS Dataspace for Everybody. Namhafte Industrieunternehmen wie SAP, Wittenstein, Thyssenkrupp, Bosch und Mitsubishi waren vor Ort und teilten ihre Erfahrungen zu digitalen Datenräumen und Industrie 4.0. Zudem hielten Forschungs- und Wirtschaftspartner Impulsvorträge über die vielfältigen Möglichkeiten der Nutzung.
„Der AAS Dataspace for Everybody ist ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklung von industriellen Ökosystemen basierend auf der Asset Administration Shell. Wir sind stolz, mit unseren Partnern Fraunhofer IESE, NetApp Deutschland und den weiteren diese Möglichkeit für die Erprobung von Geschäftsprozessen entlang der Lieferkette in einem realen Ökosystem der Industrie zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam bringen wir so die industrielle Implementierung von interoperablen digitalen Zwillingen entscheidend voran“, so Meik Billmann, Geschäftsführer der IDTA.
Über IDTA:
Die Industrial Digital Twin Association e.V. (IDTA) wurde auf Initiative von der Plattform Industrie 4.0 und 23 Organisationen aus der Elektro- und Digitalindustrie, dem Maschinenbau, der Softwarebranche und Endanwendern im September 2020 gegründet. Die IDTA ist erster Ansprechpartner rund um den standardisierten Digitalen Zwilling und bietet allen industriellen Organisationen eine Plattform zum Mitwirken. Ziel ist es, den Digitalen Zwilling für Komponenten, Maschinen, Anlagen und ganze Fabriken als Open-Source-Technologie zu etablieren und gemeinsam mit der Industrie weiterzuentwickeln.
Kerntechnologie für die Umsetzung ist die Asset Administration Shell (AAS), die dank standardisierter Softwarestruktur, Schnittstellen und Semantiken unter Verwendung aktueller Sicherheitsmechanismen den schnellen und einfachen Zugriff auf Daten über den gesamten Lebenszyklus ermöglicht. Die AAS ermöglicht bereits u. a. die Realisierung eines digitalen Typenschilds, die einfache Bereitstellung des CO2-Fussabdrucks eines Assets oder das übergreifende Asset Management in Produktionsanlagen.
Die AAS wird aktuell in der IEC, nach IEC 63278, international standardisiert. Sie ist zentraler Bestandteil im Projekt Catena-X, das den Datenraum der zukünftigen automobilen Lieferkette beschreibt und ist ebenso gesetzt im zukünftigen Projekt Manufacturing-X, dem Datenraum des produzierenden Gewerbes.
Text- und Bildquelle: IDTA